Raspberry Pi vs. Arduino?

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Mit der breiten und günstigen Verfügbarkeit des Raspberry Pi Modell B kommt bei vielen Bastelwilligen die Frage auf, ob denn nun Arduino oder Raspberry Pi das bessere Tool ist. Die Antwort ist einfach: Beide. Wer wirklich basteln möchte, sollte sich mit beiden Kleinstcomputern vertraut machen:

  • Raspberry Pi hat rund hundertmal mehr Rechenleistung und eignet sich daher, wenn Daten wirklich auf dem Gerät verarbeitet werden müssen
  • Raspberry Pi kommt mit USB, SD-Slot und Netzwerkschnittstelle und empfiehlt sich daher für den Datenaustausch
  • Arduinos Atmega Microcontroller hat mehr IO-Pins (auch analoge) und verträgt Mißbrauch
  • Arduinos benötigen potentiell weniger Energie (im Zweifel kann der Takt gesenkt oder von Uno auf Micro gewechselt werden), das macht Batteriebetrieb einfacher
  • Arduinos sind billiger – ein selbst gesteckter „Minimal-Arduino“, bestehend nur aus Microcontroller, Quartz und ein paar Kondensatoren und Widerständen ist für 5€ realisierbar

Damit sind die Einsatzgebiete klar: Vom Arduino verbaut man in Wohnung, Auto und Hobbykeller auch mal zehn Stück, ohne dass es finanziell weh tut, Raspberry Pi darf überall dort zum Einsatz kommen, wo ein normaler PC zuviel des guten wäre, aber etwas Flexibilität und Rechenleistung gefragt ist. Mit nur acht 17 GPIO-Ports, von denen leider keiner analogen Input annimmt eignet sich der Raspberry Pi nicht wirklich so gut für die viele Steuer- und Regelungsaufgaben, die man häufig mit Arduino erledigt.

Und was, wenn Rechenleistung und viele Ports benötigt werden?

Wird einerseits die Rechenleistung oder Netzwerkfähigkeit des Raspberry Pi und andererseits die Schnittstellenvielfalt des Arduino benötigt, koppeln Sie einfach beide Platinen. Einige Anbieter verkaufen fertige Shields, die einen Arduino kompatiblen Controller huckepack zum Aufstecken nachrüsten. Die Preise dafür variieren zwischen 15€ und 45€ – je nach Funktionsumfang (Shields mit Realtime-Clock und SD-Karte kosten natürlich mehr als solche ohne). Alternativ ist es möglich, einen, zwei … bis zu 111 Arduinos per I2C-Bus als Slave an einen Raspberry Pi Master anzuschließen. Wenn noch mehr Ports als auf einem Arduino Uno benötigt werden, kann beispielsweise ein Mega angebunden werden oder Sie bauen selbst ein Shield, dass zwei oder drei unabhängig voneinander agierende Atmega 328 zusammenfasst.

Weiterhin tut sich derzeit einiges beim Arduino-Projekt: Dort hat man den Wunsch nach mehr Rechenleistung bei gleichzeitiger 100%iger Beibehaltung der Kompatibilität erkannt und vertreibt seit einigen Wochen den Arduino Yún, der einen aus DSL-Routern bekannten MIPS-Prozessor mit dem Atmega 32U4 kombiniert und dabei Formfaktor und Shield-Kompatibilität des Uno wahrt. Vorinstalliert ist auf dem Yún bereits eine minimale Linux-Distribution mit Webserver, die einen leichten Einstieg verspricht. Im Oktober stellte Intel auf der Makerfaire sein Galileo-Board vor, ebenfalls kompatibel zu Shields des Uno und mit einer Embedded x86 CPU ausgestattet. Anfang 2014 wird das Arduino-Projekt den eng mit TI/BeagleBoard.org entwickelten Arduino Tre ausliefern, der im Gegensatz zu Galileo auch über HDMI-Output verfügt.

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